wenn der Kunde auf einer Skala von 1 bis 10 einen Wert über der 8 votet, gilt dies als hohe Servicequalität. Nur Wertungen über 8 gehen deshalb in die Gesamtwertung ein: Das sind die Kunden, die emotional gebun- den sind, die Fans, die das Unternehmen weiterempfehlen. Der Sprung vom guten Gespräch (Bewer- tung zwischen 5 und 8) auf eines mit Top- Niveau ist nicht einfach. Noch freundlicher sein, noch mehr Verständnis zeigen, reicht nicht aus. Die Hürde lässt sich oft nur mit einem neuen, überraschend anderem Ver- halten überwinden. Der Sprung in Richtung 10 (= Exzellenz) gelingt mit „Emotional Po- wer“, mit einem neuen Servicekonzept, das die Freude am Gespräch und den empathi- schen Kundendialog zum Ziel hat. Emotional berühren Serviceexzellenz wird meist über die Sach- ebene verstanden. Serviceüberraschungen sind oft Sachleistungen, etwa kleine Auf- merksamkeiten als Dankeschön oder im Re- klamationsfall. Was Kunden jedoch viel mehr berührt, sind Serviceerlebnisse, die auf ihre Situation eingehen, ihre Lage emo- tional spiegeln und bisweilen humorvoll aufgreifen. Ein innovatives Servicekonzept muss genau hier ansetzen (-> siehe Success-Story thys- senkrupp Aufzüge „Fahr den Spaß nach oben“). Ziel ist es, Kunden mit „Emotional Power“ emotional zu berühren, zum Lächeln, am besten zum Lachen zu bringen. Die Kom- munikation soll sich persönlich, nah und leicht wie ein Alltagsgespräch anfühlen. Ge- lingt das, macht der Service den nächsten Qualitätssprung: Kunden und Mitarbeiter werden zufriedener und damit die beiden kri- tischen Punkte, die moderne Serviceorgani- sationen herausfordern. Die 10 wird real. Das Prinzip ist so individuell wie Mitarbeiter und Kunden. Deshalb geht es nicht um Ser- vicefloskeln, sondern um Aufmerksamkeit und Wachheit im Gespräch. Wer achtsam kommuniziert, erlebt sich als souverän, hat Freude am Gespräch, ist stolz auf seine Leis- tung und traut sich, den Pfad der Routine immer wieder zu verlassen. Mal ein anderer Gesprächseinstieg, eine neue Verabschie- PRAXIS MANAGEMENT & INNOVATION dung, das hält wach und aufmerksam. Oder eine positive Nachricht als solche auch zu verkaufen: „Frau Müller, ich habe heute eine sehr gute Nachricht für Sie, wir erstatten Ihnen, auch wenn die Garantiezeit schon um ist, den vollen Kaufbetrag zurück!“ Empathie und Humor brauchen Mut – bei Führung und Mitarbeitern Eine humorvolle Bemerkung ist immer ein Überraschungsmoment, der Kunden emotio- nal stark berührt. Mit Humor lacht sich der Mitarbeiter ins Herz des Kunden. Solch außer- gewöhnliche Dialoge brauchen Mut, wie alle Situationen, in denen Empathie gefragt ist. Mut braucht auch die Führungsebene. Des- halb setzt der Wandel zunächst dort an. Die Führungsebene muss zulassen und för- dern, dass Mitarbeiter Spaß in den Gesprä- chen, im Team und am Service haben. Wer locker mit Kunden plaudert, ähnlich wie ein guter Barkeeper im Hotel, muss selbst gut drauf sein. Dies erfordert eine neue Kul- tur, die sich nicht auf die wenigen negativen Gespräche („Da hatte ich eben mal wieder ei- nen Kunden, der gar nix verstanden hat ...“), sondern auf die vielen „normalen“ und po- sitiven Gespräche konzentriert.(„Da war eben wieder ein Kunde, der sich richtig über meine Hilfe gefreut hat!“) Empathischer Ser- vice ist eine Haltung. Der Fokus liegt auf den Stärken. Ziel ist die vielen guten Ge- spräche noch besser zu machen und damit die Hürde zum besten Servicelevel – zur 10 – zu nehmen. Wandel top-down Wichtig ist eine Team-Kultur des positiven Bestärkens und Unterstützens. Ungewöhn- liche Teamaktivitäten helfen, die Stimmung aufzulockern, die Routine zu unterbrechen, die Aufmerksamkeit der Mitarbeiter auf das Positive zu lenken und Stress abzubauen. Von Nicht-Meckertagen, über Maskottchen, Doofe-Ausreden-Bingos und Impuls-Cafés entwickeln die Teams ihre eigenen Rituale, die die gute Stimmung im Alltag erhalten. Das Management muss die neue Service- haltung authentisch vorleben. Wenn Chefs und Chefinnen fragen: „Wie vielen Kunden hast du denn heute zum Lächeln/Lachen gebracht?“, hat das Auswirkungen auf den HÖHERE BEWERTUNGEN MIT PROGRAMM Serviceprogramme mit „Emotional Power“ befähigen die Mitarbeiter … • die Gelegenheit zu besonderem Service und Überraschungsmomenten zu erkennen und mutig zu nutzen. • sprachliche Bälle aufzunehmen und humorvoll zurückzuspielen (Empathie-Ping-Pong). • sich auf die guten Gespräche zu konzentrieren und diese noch besser zu machen, • die schwierigen Gespräche, die jeder Service-Alltag mit sich bringt, leichter zu machen • Emotionen im Gespräch zu erkennen und gezielt anzusprechen. • für sich selbst die richtige Balance aus Nähe und Distanz zum Kunden zu finden. • im Team ein Umfeld zu schaffen, das alle motiviert, die hohen Serviceanforderungen täglich umzusetzen. Die wenigsten Gespräche sind vollkommen negativ (bis zur 2). Die meisten Gespräche sind sachlich (bis zur 5) und freundlich, sie erreichen die 8 auf der Zufriedenheitsskala. Die emotional gebundenen Kunden gewinnt man nur, wenn man den Sprung über die 8 schafft. Um 9er/10er Wirkungen zu erreichen, braucht es ein emotionales Erlebnis des Kunden, durch etwas Überraschendes, durch empathische Formulierungen und am besten durch humorvolle Bemerkungen. 10 www.teletalk.de 08/2019 TeleTalk 7