GENERATIONSWECHSEL BRANCHEN & PRAXIS Beziehungen aufbauen und pflegen; aber auch, um sich zum Beispiel mit Online- Spielen zu amüsieren. Die Bedürfnisse wahr- und ernstnehmen Auch das prägte sie! Schließlich hat heute, jeder 18-Jährige, wie Studien zeigen, im Ver- lauf seines Lebens im Schnitt schon 10.000 Stunden mit Online-Spielen verbracht. Und hierbei brannten sich Erwartungen in die Köpfe der jungen Frauen und Männer ein, die sie auch bei der Arbeit zeigen. Denn die Online-Spiele sind nahezu ausnahmslos wie folgt aufgebaut: Es gibt • klare Ziele, die es zu erreichen gilt, • viele Etappenziele (bzw. Levels) auf dem Weg dorthin, und • jede Menge Online-Tools, wie „Superkräfte“, die helfen, erfolgreich zu sein. Und während die Gamer versuchen, das nächste Level zu erklimmen, werden sie fortwährend • gelobt „Schön, dass du wieder da bist.“ „Wow, du hast Ausdauer.“, „Du bist ein echter Meister.“ • belohnt (mit Herzchen, Extra-Leben usw.). Auch das prägt, weshalb viele Gen-Z-ler bevorzugt Tätigkeiten ausüben, bei denen sie häufig ein Teilziel erreichen, wofür sie entweder gelobt werden (oder sich selbst auf die Schulter klopfen können). Oft und zeitnah ein Feedback geben Diese Erwartungshaltung nährt auch Social Media, wo die Gen-Z-ler im Schnitt fast acht Stunden täglich verbringen. Denn In- stagram, TikTok, YouTube & Co stillen nicht nur ihr Bedürfnis, Teil einer „Com- munity“ zu sein. Dort erfahren sie oft auch die gewünschte Anerkennung in Form von „Likes“, die sie für gepostete Kommentare, Bilder usw. erhalten – und zwar sehr zeitnah und im Idealfall von vielen Seiten. Auch das prägt ihre Erwartungshaltung, des- halb sollten Verantwortliche den Gen-Z- lern oft ein positives Feedback geben und zwar auch für Dinge, die aus ihrer Warte selbstverständlich sind, wie etwa, dass sie • regelmäßig pünktlich zur Arbeit kommen oder, • Bereitschaft zur Teamarbeit oder zum Lernen zeigen oder, • Teilaufgaben, wie das Reagieren auf Kundenwünsche oder das Dokumentieren von Tätigkeiten, professionell erledigen. Denn dann sind sie auch für Ihre Hinweise of fen, was sie anders oder besser machen könnten. Die Gen-Z-ler Teil einer Community werden lassen Wichtig ist es auch, Gen-Z-ler emotional an sich zu binden, wenn man nicht möchte, dass diese bei der erstbesten Möglichkeit den Arbeitgeber wechseln. Es ist wichtig, ihnen Gelegenheiten zu geben, an denen diese of- fen ihre Meinungen, Bedürfnisse und Vor- stellungen äußern können. Zum Beispiel in Teambesprechungen. Beziehungsfördernd sind auch Events, die dem Sich-persönlich- kennenlernen dienen, speziell dann, wenn die Mitarbeiter sich nur sporadisch sehen, zum Beispiel weil sie zu unterschiedlichen Zeiten oder häufig im Homeoffice arbeiten. Das kann ein gemeinsames Frühstück oder eine gemeinsame Wanderung oder ein ge- meinsamer Kinobesuch mit anschließendem Kneipenaufenthalt sein. Dies sind nur einige der sozialisationsbedingten Effekte, die Verantwortliche im Umgang mit der Gene- ration Z beachten sollten, um gezielt auf ihre Bedürfnisse eingehen zu können. Was natürlich voraussetzt, dass regelmäßig das Gespräch mit dem Nachwuchs gesucht und zugehört wird. Der Generation Z vorurteilsfrei begegnen Dies ist der erste Schritt, um Vorurteile abzubauen und Stärken gezielt zu nutzen. So zum Beispiel die Tatsache, dass die Gen-Z-ler die digitalen Medien ganz selbst- verständlich zum Sich-informieren, Kommu - nizieren und Beziehungen pflegen nutzen. Dies eröffnet ganz neue Möglichkeiten, nicht nur für die betriebsinterne Kommu- nikation (und Kooperation), sondern auch für die Kommunikation mit Kunden. Gen-Z-ler „googeln“, wenn sie etwas wissen möchten, schauen Erklärvideos auf YouTube oder posten eine entsprechende Frage in Internetforen, weil sie so meist sehr schnell eine Antwort erhalten. Zudem nutzen sie ganz selbstverständlich Online-Apps bei- spielsweise zum Sprachen-lernen – auch weil sich diese Art zu lernen, leicht in ihren Alltag integrieren lässt. Dies ermöglicht es Unternehmen wiederum eine ganz neue Lernkultur zu etablieren, mit Lerndesigns, • die dem Bedarf und den Möglichkeiten in der modernen, digitalen Welt entsprechen und • bei denen Sie nicht als der „Oberlehrer, der alles besser weiß“ agieren. Sich bewusst sein: Die Generation Z ist die Zukunft Diese Beispiele zeigen, die Generation Z bie- tet viele Möglichkeiten, Unternehmen zu- kunftsfit zu machen – sofern ihr vorurteils- frei begegnet wird und ihre Interessen ernst genommen werden. Dies sollten Verant- wortliche tun, denn: Die jungen Mitarbeiter sind die Zukunft des Unternehmens – nicht nur aufgrund des akuten Fachkräftemangels. Zu bedenken gilt: Auch die Bedürfnisse der Kunden bzw. der Entscheider in den Betrie - ben, die man gerne als Kunden gewinnen möchte, wandeln sich – auch, weil von ihnen immer mehr der Generation Z angehören, die ähnliche Bedürfnisse wie diese haben. Auch deshalb sollte die Stimme der Gen-Z- ler Gehör finden, denn von ihnen gehen, wenn es darum geht, Ihr Unternehmen zukunftsfit zu machen, oft wertvolle Verän- derungsimpulse aus. Selbst wenn diese zu- weilen im ersten Moment weltfremd oder nicht realisierbar klingen. Felix Behm, Experte für Generation Z und zukunfts- orientierte Mitarbeiterführung www.teletalk.de 4 / 2025 TeleTalk 33