PROJEKTMANAGEMENT BRANCHEN & PRAXIS Warum nur technisch versierte Projektmanagerinnen/ -manager scheitern In der Welt des Projektmanagements wird oft die Bedeutung von harten Fähigkeiten wie technischem Know-how und analytischem Denken betont. Natürlich ist all das wichtig, aber alleine damit lassen sich Projekte nicht erfolgreich managen. Vor allem in einem zunehmenden VUCA-Umfeld ist die Bedeutung menschenzentrierter Fähigkeiten unbe- streitbar. Auch Unternehmen haben dies nach dem ersten KI-Hype bereits erkannt: Laut einer aktuellen Studie legen 78 Prozent der Organisationen in diesem Jahr den Schwer- punkt auf die Entwicklung professioneller Soft Skills; 97 Prozent messen ihnen zumindest einige oder signifikante Bedeutung bei. Gefragt sind neben Führung und Kommunikation vor allem Emotionale Intelligenz und Empathie – zwei Bereiche, in denen die KI (noch) nicht punkten kann. Projektmanage- rinnen/-manager müssen in der Lage sein, die Emotionen und Bedürfnisse ihrer Teammitglieder zu erkennen (damit tut sich KI schwer) und darauf angemessen zu reagieren. Eine unterstützende und einfühlsame (das kann keine KI) Arbeitsumgebung steigert das Engagement und die Zu- friedenheit des Teams, was wiederum die Leistung und den Erfolg des Projekts fördert. Projekte sind temporäre Organisationen. Zentrale Aufgabe ist die Koordination von Menschen (Projektbeteiligte, Projektteam, Zulieferer, Management usw.), um gemeinsam vordefinierte Ziele zu erreichen. Ohne klare Kommunikation, effektive Konflikt- lösung, Emotionale Intelligenz und motivierende Führung kann selbst das versierteste und KI-gesteuerte Projektma- nagement scheitern. Angesichts des zunehmenden Bedarfs an diesen Fähigkeiten ist es nicht verwunderlich, dass in der bekannten Projektmanagement-Zertifizierung PRINCE 2 7 (seit März 2024 auf Deutsch erhältlich) das integrierte Ele- ment „Menschen“ neu eingeführt wurde. Es steht sogar im Mittelpunkt der anderen vier integrierten Elemente: „Prin- zi pien“, „Praktiken“, „Prozesse“ und „Projektkontext“. Eine Würdigung des Menschen sozusagen und seiner Fähig keit, starke Beziehungen aufzubauen, um den Projekterfolg erst zu ermöglichen. Die Projektmanagementpraktiken haben sich in den letzten Jahren deutlich weiterentwickelt. Dabei hat die KI bereits bislang eine entscheidende und wird auch in Zukunft eine noch viel wichtigere Rolle spielen. Aber an Projekten sind eben auch Menschen beteiligt. Projekte sind zeitlich befristet und setzen sich oft aus Mitarbeitenden oder Teams verschiedener Unternehmensbereiche zusam- men, die oft konkurrierende Prioritäten haben, unterschied- liche Dienstgrade und manchmal auch eine unterschiedliche Arbeitskultur aufweisen. Umso wichtiger ist die Etablierung einer erfolgreichen Projektkultur. Diese soll Mitarbeitende motivieren und ein gemeinsames Verständnis fördern. Letzt - endlich hängen die Effektivität und Ergebnisse des Projektes davon ab, wie gut die gebildeten Teams sowie funktionsüber - greifende interne Mitarbeitende und (bei Bedarf) exter ne Lieferanten und Partner zusammenarbeiten. Wie KI uns Menschen im Projektmanagement unterstützen kann Nachdem wir uns intensiv mit dem Menschen als zentralem Erfolgsfaktor im Projektmanagement beschäftigt haben, wol len wir aber auch noch einen Blick auf die Möglichkeiten werfen, wie KI uns dabei unterstützen kann, die Effizienz und Effektivität in Projekten zu steigern. Wichtig dabei ist, KI nie als Ersatz (für den Menschen), sondern immer als Ergän zung anzusehen – mit dem Ziel, Projektmanagerinnen/-manager bei ihrer Aufgabe genau da zu unterstützen, wo es sinnvoll ist. Unter dem Aspekt hat KI tatsächlich Potenzial, das Pro- jektmanagement, wie wir es kennen, zu revolutionie ren. Schauen wir uns zwei Bereiche einmal etwas genauer an: 1 Automatisierung einfacher Aufgaben mit KI KI ist hervorragend darin, sich wiederholende und routine- mäßige Aufgaben zu erledigen, die ansonsten wertvolle Zeit einer/eines Projektmanagerin/-managers in Anspruch neh- men würde. Zum Beispiel können KI-gestützte Tools die Terminplanung automatisieren, Projektzeitpläne aktualisie- ren und die Ressourcenzuweisung verwalten. Stellen wir uns ein Projekt vor, bei dem Teammitglieder täglich ihre Stunden erfassen und ihren Fortschritt aktualisieren müssen. Ein KI- Tool kann diese Aktualisierungen automatisch verfolgen, Erinnerungen an Teammitglieder senden und in Echtzeit Berichte erstellen. Diese Automatisierung reduziert nicht nur die administrative Belastung der/des Projektmanage- rin/-managers, sondern minimiert auch menschliche Fehler und stellt sicher, dass die Projektdaten immer aktuell sind. 2 Unterstützung bei komplexen Entscheidungen Über einfache Aufgaben hinaus kann KI auch bei komple- xeren Bereichen des Projektmanagements erhebliche Unter- stützung bieten. Beispielsweise können prädiktive Analysen Projektrisiken vorhersagen und Strategien zur Risikomin- derung vorschlagen. Stellen wir uns eine Situation vor, in der ein Projekt Gefahr läuft, seine Frist zu verpassen. Ein KI- Tool kann historische Daten analysieren, Muster identifi- zieren, die zu früheren Verzögerungen führten, und proaktive Maßnahmen empfehlen, um das Projekt auf Kurs zu halten. www.teletalk.de 2 / 2025 TeleTalk 41