unlängst, dass Homeoffice-Leute rasch „für ein paar Euros mehr“ wechselten. Die Verweildauer im Unternehmen sei bei reinem Homeoffice dramatisch geringer. Thomas Heiermann, MD des Medion-Kundenservice, berichtet davon, dass Mitarbeiter, die das Onboarding während der Pandemie rein remote durch- laufen hätten, „fast alle wieder das Unternehmen verlassen haben.“ Und wenn viele Mitarbeiter weniger als zwei Jahre im Team verblieben, wird ein Erfahrungsaufbau im Unternehmen nur schwer möglich. Wissen geht nicht nur verloren, Wissen wird erst gar nicht aufgebaut. Und – auch das ist Teil der Wahr- heit: Viele Mitarbeiter fühlten sich offenbar isoliert, zumal Führungskräfte sie wortwörtlich aus dem Blick verloren. Und wer nicht gesehen wird, ist eben eher bereit, das Unterneh men zu verlassen. Auch deshalb ist es wichtig, dass Menschen wieder aufeinandertreffen. Fehlende Überzeugung in der Kundeninteraktion „Reine Homeoffice-Business-Modelle können durch den Stand der Technik den rein formalen Prozessen und Ansprüchen von Recruiting bis Onboarding genügen“, sagt Pascal Dué, Head of Advisor & Customer Service bei Vorwerk. „In der Kunden- ser vice-Operations führt dies allerdings zu deutlichen Effekten, wie mangelnder Qualität und Lösungskompetenz, fehlender Bindung zum Auftraggeber und dadurch fehlender Überzeugung in der Kundeninteraktion.“ Eine weitere Folge sei das signifikant geringere Engagement, was sich durch übermäßig hohe unge- plante Abwesenheiten bemerkbar mache, so Dué. Kluge Hybrid-Konzepte sind die Lösung Für uns war es wichtig, die Fehler aus der Pandemiezeit künf- tig zu vermeiden und für Mitarbeiter hybride Arbeitsmodelle anzubieten, um die Zusammenarbeit und die Produktivität bestmöglich zu organisieren. Heute hat ja-dialog klare und transparente Grundsätze für die Standorte in Deutschland: • Mitarbeiter starten bei ja-dialog grundsätzlich nur im Office. Die Erstschulung und die gesamte Einarbeitungsphase finden persönlich statt. So lernen Mitarbeiter die Firma kennen. Es entsteht eine Bindung zu ja-dialog und zu Kollegen. Wichtige informelle Kontakte werden über das eigene Team hinaus ge- knüpft. Das bedingt natürlich, dass wir Mitarbeiter nur im Umkreis der Standorte rekrutieren. • Erst nach Ende dieser Einarbeitung, die gewöhnlich eher Monate als Wochen dauert, und sobald die Mitarbeiter einen ausreichenden Leistungsstand erreicht haben, stellt ja-dialog ihnen frei, für bis zu 90 Prozent der Arbeitszeit ins Home- office zu wechseln. 10 Prozent Office-Anwesenheit bleiben verpflichtend. HOMEOFFICE JA-DIALOG • Teams sollten sich so abstimmen, dass Office-Tage möglichst gemeinsam stattfinden. Außerdem gibt es regelmäßig Team- Tage, um den Austausch außerhalb des eigenen Teams zu fördern. Dazu werden Rahmenprogramme veranstaltet, sodass Mitar- beiter für sich selbst einen Sinn darin sehen, „reinzukommen“, beispielsweise Gesundheitstage, Fotoshooting oder Ähnliches. In der Praxis verbringen viele Mitarbeiter mehr Zeit im Office als sie müssten: 35 Prozent der Stunden werden von den Standorten aus gearbeitet. Diese Eckpunkte haben sich bewährt, zumal die Zukunft der Büroarbeit ganz klar hybrid sein wird. Von der hybriden Zukunft geht auch Maribel Pietzner, ja-dialog-Geschäftsführerin und Leiterin des Standorts Wolfen, aus: „Zur Vorbereitung unserer Führungs - kräfte auf das hybride Führen entwickelten wir ge- meinsam mit ihnen ein Training dazu. Führungskräfte werden bei uns wieder und wieder dafür sensibilisiert, dass im digitalen Raum beson derer Wert darauf ge- legt werden muss, Team-Mitglie dern Ansprache und Wahrnehmung zu zeigen. Die persönliche Begrüßung des Mitarbeiters zu Arbeitsbeginn bekommt dadurch einen ganz anderen Stellenwert.“ Fakt ist: Man wird den Menschen, vor allem den jüngeren Bewerbern (Gen Z), nicht mehr die Freiheit nehmen können, Zeit und Ort des Arbeitens – zumindest temporär – selbst zu wählen. Die Herausforderung liegt darin, das hybride Arbeiten so zu gestalten, dass es sowohl den persönlichen Austausch be- fördert als auch den Wünschen nach Homeoffice entgegen- kommt. Denn: Organisationen benötigen das persönliche Treffen, um zu funktionieren. Der rein funktional notwendige Kontakt unter Mitarbeitern ist aber an sich zu wenig, um ein Unternehmen erfolgreich zu machen. Christoph Baumgärtner, Geschäftsführer, ja-dialog, Berlin www.teletalk.de 1/ 2024 TeleTalk 19